AliPay – Der stille Hauptkonkurrent digitaler Bezahllösungen

  • AliPay mit seinen derzeit 450 Millionen Kunden prozessiert 34% des Gesamtabwicklungsvolumens von 860 Milliarden Dollar außerhalb Chinas

  • Um die chinesischen Touristen in Europa bestmöglich zu adressieren wird die Akzeptanzstellenerweiterung von AliPay in Europa auf Basis der Kooperationen mit Wirecard (Februar 2016), Concardis (Juni 2016), Ingenico (August 2016), SIX (Dezember 2016) forciert

  • AliPay besitzt das Potential eine signifikanten Bedrohung für die derzeit bankenzugeordnete Kundenschnittstelle und dahinterliegender Erträge zu werden, ohne merklich in Erscheinung zu treten

 

Die sich wandelnden Kundenbedürfnisse, liberalisierende Regulatorik und damit einhergehende Digitalisierung des Zahlungsmarktes wirkt sich verstärkt auf die proportionale Steigerung der Nutzung mobiler Bezahlmethoden aus – in diesem Fall wird der Anstieg globaler Kundenbasis um ~51% und des Transaktionsvolumens um ~85% bis Ende des Jahres 2020 erwartet.

Diesen Trend antizipierend zielen global agierende Technologieunternehmen auf die Ertragspotentiale in Kombinatorik mit dem direkten Zugang zur Kundenschnittstelle durch die aggressive Platzierung digitaler Bezahllösungen wie z.B. AliPay, Apple Pay, Android Pay, Samsung Pay

In Hinblick auf den Kundenstamm hebt sich hierbei AliPay als Bezahlmethode des Online-Händlers Alibaba aufgrund der führenden Stellung in China mit derzeit 450 Millionen Kunden und somit der dreifachen Kundenbasis von PayPal, sowie einer Vielfachen in Vergleich zu Apple Pay hervor.

Zwar fokussierte sich Alibaba in den letzten Jahren mit einem Marktanteil von ~80% auf den nationalen Markt und prozessierte Zahlungen vornehmlich innerhalb des Landes mit der eigenen AliPay-App im Jahre 2015 in Wert von 568 Milliarden Dollar, der Aufschwung der Mittelschicht und die einhergehend, exponentiell steigende Reisebereitschaft führt jedoch zu einer additiven Zahlungsabwicklung außerhalb des Landes – in Höhe von 292 Milliarden Dollar. Somit wird bereits ~34% des Gesamtabwicklungsvolumens von AliPay im Ausland prozessiert, welches als Katalysator für die Expansion auf dem europäischen Markt wirkt.

Indikatoren für diesen Strategiewechsel lassen sich in der stetig wachsenden Anzahl an Akzeptanzstellen und Kooperationen im europäischen Markt finden:

  • Februar, 2016: Kooperation mit Wirecard – Wirecard entwickelt die App scanAliPay zur Akzeptanz von AliPay auf mobilen Endgeräten ohne notwendige Kassenintegration. Händler sind in der Lage europaweit AliPay-Zahlungen per QR-Code Scan zu akzeptieren und abzuwickeln.
  • Juni, 2016Kooperation mit Concardis – Concardis, einer der führenden Payment-Provider in Europa, integriert AliPay in das gesamthafte Händler-Portfolio. Die Concardis-Lösung wird direkt im bereits vorhandenen Equipment des Händlers integriert, so dass keine weitere Infrastruktur notwendig ist. Die Aktivierung der AliPay-Lösung erfolgt über ein normales Software-Update und die Unterzeichnung des Akzeptanzvertrags durch den Händler.
  • August, 2016Kooperation mit Ingenico – Ingenico Group integriert AliPay in den In-store Payment Gateway, wodurch die kooperierenden Acquirer europaweit AliPay den dahinterliegenden Händlern anbieten können.
  • Dezember, 2016Kooperation mit SIX – Die Vereinbarung zwischen Alibaba Group und SIX sieht vor, dass Händler, deren SIX-Terminals NFC-fähig sind, AliPay europaweit akzeptieren können.

Fokussiert sich Alibaba Group derzeit noch darauf die Einsatzmöglichkeit von AliPay in Europa bestmöglich für chinesische Touristen zu adressieren, so besteht in den nächsten Jahren auf Grundlage der hochfrequenten Akzeptanzstellenerweiterung die signifikante Gefahr eines aggressiven Umschwungs als Konkurrenzprodukt auf den jeweiligen nationalen Märkten und die Verdrängung des Bankenumfeldes aus dem Kern des digitalen Bezahlmarktes.

Verstärkt wird dieser Effekt durch die steigende Wichtigkeit des mobilen Onlinehandels für die übergeordnete Alibaba Group – in Q3 2016 wurde 78% des Gesamtumsatzes durch Mobile Commerce erwirtschaftet.

alibaba

Abbildung 1 – Anteil des Mobile Commerce am Gesamtumsatz der Alibaba Group vom 2. Quartal 2012 bis 3. Quartal 2016

Somit wird empfohlen AliPay in der Risiko- und Konkurrenzbetrachtung neben Apple Pay, Android Pay, Samsung Pay umfassend zu berücksichtigen und die Stärken von AliPay bei der Entwicklung institutseigener Bezahllösungen zu evaluieren.

QUELLEN

Internet

https://www.wirecard.de/AliPay

https://www.concardis.com/at-de/artikel/partnerschaft-mit-AliPay

https://www.ingenico.com/fr/presse-et-publications/communiques-de-presse/all/2016/08/AliPay-partnership.html

http://www.six-group.com/dam/about/downloads/media/media-releases/2016/1206-d-SIX-AliPay.pdf?__hstc=265801296.d4e35c91925db52307ea531142d18931.1479922977860.1479922977861.1482326980755.2&__hssc=265801296.2.1482326980755&__hsfp=434419612

http://statista.com/

Unsere Autoren

Reference items

Expert - Fabian Meyer

Fabian Meyer
Managing Partner
Fabian
Meyer

Fabian Meyer leitet als Managing Partner COREconsulting mit dem Schwerpunkt auf Internationalisierung der CORE-Angebote. In der Klientendimension verantwortet er die Umsetzung komplexer IT-Projek...

Mehr lesen

Fabian Meyer leitet als Managing Partner COREconsulting mit dem Schwerpunkt auf Internationalisierung der CORE-Angebote. In der Klientendimension verantwortet er die Umsetzung komplexer IT-Projekte mit Schwerpunkten auf Merger & Akquisitions, Payments und Transaction Banking. Bereits während seines betriebswirtschaftlichen Studiums, das er mit einem Mastergrad in Mannheim abschloss, konnte er Erfahrungen als Unternehmensberater und -gründer sammeln. Er verfügt über mehrjährige Beratungserfahrung im Technologiesektor.

Weniger lesen

Artur Burgardt

Artur Burgardt
Managing Partner
Artur
Burgardt

Artur Burgardt ist Managing Partner bei CORE und spezialisiert auf das Management agiler Umsetzungsprojekte in komplexen Kontexten. Als ausgebildeter theoretischer Physiker sammelte er erste Berufs...

Mehr lesen

Artur Burgardt ist Managing Partner bei CORE und spezialisiert auf das Management agiler Umsetzungsprojekte in komplexen Kontexten. Als ausgebildeter theoretischer Physiker sammelte er erste Berufserfahrung als Business Analyst bei großen Finanzdienstleistern und erwarb grundlegende Kenntnisse in der Entwicklung von Kernbankensystemen. Dieser Karriereschritt führte ihn zu CORE. Mit seinem umfangreichen Wissen verantwortet Artur neben den Projekten bei Klient:innen das Knowledge Management bei CORE.

Weniger lesen