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myTaxi – Base – Targobank, oder: Die leise Integration von Bezahlfunktionen

KEY FACTS

  • myTaxi erweitert App um Bezahlfunktion

  • Base und Targobank präsentieren mobile Zahlungslösung über NFC-Sticker

  • Base X als Innovations-Plattform gestartet

  • Die Integration von Zahlungslösungen schreitet voran

  • Handlungsfähigkeit des Kunden bis einschließlich Kasse ohne Medienbruch

REPORT

Quelle: heise.de

Die Integration von Bezahlfunktionen in bestehende Angebote schreitet voran. Ohne viel Aufhebens präsentieren verschiedene Anbieter unter zum Teil neuen Allianzen ihre Lösungen und kombinieren sie mit ihren bisherigen Diensten. Sie richten ihr Augenmerk besonders auf den Nutzen und die Nutzerfreundlichkeit für den Kunden, indem sie Technologieschwellen deutlich senken und dem Kunden einen naht- und bruchlosen Übergang zum Bezahlen ermöglichen.

Das aus Hamburg stammende myTaxi bietet seit 2009 eine App, mit der Kunden über die GPS-Funktion des Smartphones Taxis in ihrer Nähe orten und bestellen können – an den Taxizentralen vorbei. myTaxi ist in 30 deutschen Städten verfügbar, wurde über 1,7 Mio. mal heruntergeladen und wird derzeit von 15.000 Taxifahrern unterstützt. Für die Vermittlung der Fahrt zahlt der Fahrer eine Pauschale von 0,79 €.

Jetzt hat myTaxi eine Bezahlfunktion in die App integriert, so dass Kunden ihre Taxifahrt direkt aus der App heraus bezahlen können. Dazu müssen sie einmalig ihre PayPal- oder Kreditkartendaten hinterlegen. Für den Bezahlvorgang setzt myTaxi nicht auf weitere Hardware, QR-Codes oder die Near Field Communication (NFC) als neue Technologie; es wird vielmehr die Datenverbindung der Smartphones genutzt. Damit das Zahlen auch tatsächlich bargeldlos funktioniert, kann der Gast gleich ein Trinkgeld von 5, 10 oder 15 Prozent mitzahlen. Für die Nutzung der Zahlfunktion stellt myTaxi dem Fahrer 0,21 € plus 3,9 Prozent des Fahrpreises in Rechnung. myTaxi wird die Zahlungserweiterung der App im Laufe des Jahres auf weitere europäische Städte ausdehnen.

An myTaxi sind mehrere Investoren beteiligt. T-Venture der Deutschen Telekom, Car2Go von Daimler sowie die KfW Bankengruppe. Für die Implementierung der Bezahllösung greift myTaxi nicht auf die Zahlungsverkehrs-Angebote großer Banken zurück, sondern auf das Münchner Unternehmen Wirecard. Es sorgt für eine sichere Speicherung der vom Kunden hinterlegten Daten und für die Zahlungsabwicklung.

Da der Taximarkt mit jährlich über 400 Mio. Fahrten und einem Umsatz von 3,7 Mrd. € lukrativ ist, drängen immer mehr Wettbewerber auf den App-Markt. Mit unterschiedlichen Geschäftsmodellen versuchen Taxi.eu, Taxi.de und Colexio, Marktanteile zu erobern. Bisher bietet jedoch keiner dieser Services eine integrierte Zahlungsfunktion.

Auf dem Mobilfunkmarkt steigt nun auch E-Plus mit seiner Marke Base und in Kooperation mit der Targobank in das Geschäft mit dem Bezahlen ein. Kunden erhalten zusätzlich zu einer physischen MasterCard einen NFC-Sticker, den sie auf ihrem Handy oder Smartphone anbringen können. Der Sticker beinhaltet einen Chip, auf dem die Kreditkarten- und Bankdaten gespeichert sind. Zum Bezahlen hält der Kunde sein Smartphone an ein Lesegerät vor Ort, wobei Beträge bis 25 € ohne Autorisierung, Beträge darüber nach Eingabe der PIN bezahlt werden.

Anders als beispielsweise bei dem im Großraum Hannover gestarteten Girogo, bei dem 1,4 Mio. Debitkarten mit NFC-Funktion ausgegeben wurden und das derzeit besonders von den Sparkassen forciert wird, sind Kunden beim Base/Targobank-Sticker nicht an ein Prepaid-System gebunden, sie müssen den Bezahlchip also nicht vorher mit Geld aufladen. Der Betrag wird wie bei Kartenzahlungen üblich im Anschluss an den Kauf vom Konto abgebucht. Damit ist der NFC-Sticker von Base und der Targobank grundsätzlich anders aufgestellt als die „NFC-Geldkarte“ von Girogo.

Während Base und Targobank erst jüngst gestartet sind, stehen für das im April ausgerollte Girogo erste Ergebnisse zur Nutzung und Akzeptanz fest. Demnach bleibt das Pilotprojekt deutlich hinter seinen Erwartungen zurück. Die Nutzung durch Kunden bewegt sich im Promillebereich aller Transaktionen. Während die beteiligten Banken auf den Handel verweisen und ihn auffordern, Kunden direkt auf Girogo anzusprechen, sieht der Handel die Banken in der Pflicht.

Mehrere Handelsketten, unter ihnen Douglas und Thalia, bieten bereits bundesweit die Möglichkeit, über NFC in ihren Filialen zu bezahlen. Weitere Händler, wie Edeka, familia und McDonald’s, sowie Tankstellenketten haben mit der Einführung dieser Möglichkeit begonnen. Derzeit akzeptieren deutschlandweit mehr als 5.000 Geschäfte die Zahlung über NFC. Erste Praxistests haben gezeigt, dass zwar noch eine gewisse Unsicherheit in der Benutzung besteht. Bei entsprechender Auswahl der Händler können jedoch Kreditkarte und Bargeld zu Hause bleiben.

Neu an diesem Angebot ist, dass für den Kunden ein bequemer Mehrwert durch Abbau technologischer Schwellen geschaffen wird und die Lösung unabhängig von einzelnen Geldinstituten funktioniert. Der Kunde hinterlegt sein eigenes Referenzkonto, ohne anderweitig ein Konto führen zu müssen. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf Sicherheits- und Datenschutzfragen.

In diesem Zusammenhang hat E-Plus mit Base X eine neue Plattform gestartet, die derzeit in die Testphase geht. Auf dieser Plattform werden zunächst vorkonfektionierte Mobilfunk-Pakete angeboten. Die Idee dahinter geht allerdings deutlich weiter. Indem Kunden vorab über verschiedene Kanäle (Social Media) beteiligt werden, können sie das Produktdesign zentral mitbestimmen. Die Produkte werden flexibilisiert, indem sie durch verschiedene Optionen variabel gestaltet sowie zu regional unterschiedlichen Preisen und teilweise rabattiert angeboten werden. Zudem lassen einige Bemerkungen darauf schließen, dass auch das Thema mobiler Zahlungslösungen auf Base X als zentraler Innovationsplattform beheimatet sein wird.

Die von myTaxi, Base und Targobank präsentierten Services charakterisieren den fortgeschrittenen Entwicklungsstand mobiler Zahlungsmöglichkeiten. Längst sind die Anbieter über den Status von Ankündigungen hinaus; sie stellen vielmehr Zahlungsoptionen als nahtlos in ihre Dienste integrierte Lösungen vor und bieten Kunden damit ein besseres Nutzungserlebnis: Sie müssen in ihrer Handlungskette nicht das Medium wechseln, um zu zahlen.

Dabei rückt die Frage, welcher der Services sich durchsetzen wird, aus Kundensicht immer stärker in den Hintergrund. So, wie die Services ihre Zahlungsfunktion integrieren, hinterlegt der Kunde einmalig seine Daten, um dann ohne Medienbruch bis einschließlich der Zahlung agieren zu können. Für entsprechende Angebote wird damit entscheidend, inwiefern es ihnen gelingt, in kurzer Zeit ein Händlernetz respektive eine Integration ihrer Zahlungsfunktion in einzelne Services, etwa Apps, aufzubauen. Denn weil es für den Kunden keine Rolle mehr spielt, welcher Zahlungsservice im Hintergrund agiert, können die Zahlungsdienste nicht mehr am Hebel des Kunden ansetzen.

QUELLEN

myTaxi
http://www.bloomberg.com/article/2012-07-19/aobp2Sf8eZAg.html
http://www.gruenderszene.de/allgemein/taxi-apps
http://mobilbranche.de/2012/07/mytaxi-startet-mobile-payment-fur-taxifahrten/19271
http://www.heise.de/download/mytaxi-120378665.html

E-Plus, Base, Targobank
https://www.targobank.de/de/ueber-uns/presse/pressemitteilung/mobiles-bezahlen.html
http://www.presseportal.de/pm/78980/2298915/targobank_ag_co_kgaa
http://www.bild.de/geld/wirtschaft/zahlungsmittel/handy-wird-zur-kreditkarte-test-25428390.bild.html

Girogo
http://www.girogo.de/
http://www.welt.de/print/die_welt/finanzen/article108392942/Kunden-verschmaehen-neues-Funk-Geld.html

E-Plus, Base X
http://eplus-gruppe.de/base-x-paket/
http://www.heise.de/newsticker/meldung/E-Plus-will-mit-Base-X-neue-Zielgruppen-erschliessen-1659297.html

 

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Autor - Artur Burgard

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Artur Burgardt ist Managing Partner bei CORE und spezialisiert auf das Management agiler Umsetzungsprojekte in komplexen Kontexten. Als ausgebildeter theoretischerPhysiker sammelte er erste Berufse...

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Artur Burgardt ist Managing Partner bei CORE und spezialisiert auf das Management agiler Umsetzungsprojekte in komplexen Kontexten. Als ausgebildeter theoretischerPhysiker sammelte er erste Berufserfahrungals Business Analyst bei großen Finanzdienstleistern und erwarb grundlegende Kenntnisse in der Entwicklung von Kernbankensystemen. Dieser Karriereschritt führte ihn zu CORE. Mit seinem umfangreichen Wissen verantwortet Artur neben den Projekten bei Klienten das Knowledge Management bei CORE.

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