Blogpost

Technologie-Transformation als strategischer Wettbewerbsvorteil: Commonwealth Bank of Australia

KEY FACTS

  • CBA beginnt letzte Stufe der Transformation ihres Kernbanksystems auf neue SAP-Plattform

  • Gesamtprojekt über fünf Jahre, 913 Mio. EUR, mehr als 10 Mio. Konten, über 4 Mio. Online-Kunden

  • IT-Ausgaben um 3 % gesenkt, Cost to Income Ratio bei 46 %, im Retail-Bereich bei 31,8 %

  • Umfangreiche technologische Innovationsstrategie mit Fokus auf Banking im Online- und Mobil-Bereich

  • Integration von Personal Finance Management-Tools, Apps, Peer-to-Peer-Zahlungen und Point of Sale-Services durch weitere Kooperationen

  • Merger Readiness, Time-to-Market, Prozesseffizienz hergestellt

 

REPORT

Die Commonwealth Bank of Australia (CBA) steuert einem erfolgreichen Ende ihrer Kernbanktransformation entgegen. Neben den Parallelen, die dieses Vorhaben zum aktuellen Magellan-Projekt der Deutschen Bank aufweist, ist besonders die damit verbundene Modernisierungsstrategie mit Blick auf den Online- und den Mobil-Kanal interessant. Sie zeigt, wie etablierte Banken ihre technologische Flexibilität und die freigesetzten Ressourcen nutzen können, um mit Hilfe weiterer Kooperationen innovative Banking-Konzepte in ihr eigenes Portfolio zu integrieren.

Die CBA hatte im Jahr 2008 ein umfangreiches Projekt zur Transformation ihres Kernbanksystems auf die SAP Banking Services-Plattform initiiert. Dieses ursprünglich auf vier Jahre angelegte und mit 481 Mio. EUR budgetierte Programm wurde 2009 um 125 Mio. EUR aufgestockt, um die CBA-Töchter Auckland Savings Bank und Bankwest in das Projekt zu integrieren. Anfang 2011 wurde mit der Umstellung von 10 Mio. Konten mit über 83 Mrd. EUR Bilanzsumme auf die neue Plattform ein wichtiger Meilenstein erreicht; zugleich wurde das Programm wegen seiner Komplexität jedoch um ein Jahr verlängert, und die Ausgaben wurden auf insgesamt 913 Mio. EUR erhöht. Die CBA implementierte zudem neue Funktionen, etwa die sofortige Kontoeröffnung und die Möglichkeit eines unmittelbaren Produktwechsels. Nachdem im Laufe des Jahres 2011 der Girokontenbereich übertragen wurde, ist seit Mitte August dieses Jahres auch die Mehrheit der Einlagen und Konten von Geschäftskunden auf die neue Plattform migriert.

Die Deutsche Bank ist mit ihrem Magellan-Projekt auf einem ähnlichen Kurs. Sie hat Anfang Juli bekanntgegeben, mit der Migration von 5 Mio. Sparkonten auf die neue SAP-Plattform einen ersten Meilenstein errreicht zu haben. Das bis 2015 geplante Programm ist mit einer Investitionssumme von rund 1 Mrd. EUR ähnlich groß wie das der CBA. Und wie der CBA geht es auch der Deutschen Bank darum, ihre zum Teil Jahrzehnte alten Technologien durch eine Standard-orientierte Plattform zu ersetzen.

Die Aufstellung und Entwicklung der beiden Finanzinstitute unterscheidet sich jedoch deutlich, wie sich an zentralen Kennzahlen zeigt. Die Cost to Income Ratio (CIR) der CBA belief sich in dem im Juni abgelaufenen Geschäftsjahr auf 46 % und ist damit um 0,5 % gestiegen. Dagegen erreichte die Deutsche Bank in 2011 eine CIR von 69 %, konnte sie damit allerdings um 4 % senken. Und während die Deutsche Bank durch Magellan mit Kostensynergien in Höhe von 200 Mio. EUR allein für 2012 rechnet, hat die CBA ihre IT-Ausgaben im vergangenen Geschäftsjahr faktisch um 29,7 Mio. EUR verringern können.

Über die Kostensenkung und Ertragsteigerung hinaus ist jedoch interessant, in welcher Weise die CBA ihre Kernbanktransformation in ein umfassendes Modernisierungsprogramm einbettet. So arbeitet die CBA seit März 2011 mit Drittanbietern zusammen, um ihren Kunden umfangreiche Personal Finance Management-Funktionen anzubieten, die von Echtzeit-Analysen über das Überwachen der Haushaltsausgaben bis hin zur Kontrolle von Budgets reichen.

Im Oktober 2011 startete die CBA ihre Smartphone-App „Kaching“, zunächst für iOS- und später auch für Android-Geräte. Mit ihr können Kunden Zahlungen an Telefonnummern, Email-Adressen und Facebook-Accounts tätigen. Die App ist ein Schlüssel in der Verbindung von Online- und Mobil-Zahlungen, indem sie Kunden über ihr Smartphone Peer-to-Peer-Zahlungen ermöglicht, um Geld zu transferieren. Zudem erlaubt die App in Verbindung mit einem Chassis für das Smartphone Zahlungen über die Near Field Communication (NFC). „Kaching“ wurde bisher mehr als 400.000 Mal heruntergeladen, über die App wurden mehr als 830 Mio. EUR prozessiert. Für 2012 ist eine spezielle Facebook-App geplant, die es Nutzern ermöglichen soll, ihr gesamtes Banking innerhalb ihres Facebook-Accounts zu erledigen.

Ihr neuestes Projekt hat die CBA Mitte Juli 2012 vorgestellt. In Kooperation mit Wincor Nixdorf und Ideo, einer internationalen Design- und Innovationsberatung, hat sie „Albert“ und „CommBank Pi“ entwickelt. „Albert“ ist ein Terminal- und Kassensystem, das den Point of Sale mit einem Android-basierten Tablet realisiert. Dieses wird durch „Pi“ ergänzt, eine offene Schnittstelle für Entwickler, die darüber „Albert“ individuell ergänzen und erweitern können, z. B. für Treueprogramme oder individuelle Kundenwünsche.

Für all diese innovativen Entwicklungen, die die CBA im Rahmen ihres Modernisierungsprogramms initiiert hat, liefert die Kernbanktransformation einen zentralen Beitrag. Der Vorsprung vor den Wettbewerbern beträgt nach eigener Schätzung der CBA etwa drei bis fünf Jahre und liegt insbesondere in einer mit der neuen Plattform verbundene Produktivitätssteigerung. Diese Steigerung zeigt sich in der Verkürzung der Time-to-Market von Monaten zu Tagen, der durchgängigen Multikanalität, der Weitergabe der Echzeit-Prozesse im Kern an die Kunden und in der Fähigkeit, mit Drittanbietern im Rahmen von White Label-Programmen in verschiedenen Konstellationen kooperieren und dazu die IT als ein Werkzeug nutzen zu können.

Die CBA versteht es, die technologische Transformation als Enabler einer umfassenden Modernisierung zu nutzen, um sich zu einem der innovativsten Finanzinstitute unter den etablierten Banken zu entwickeln.

QUELLEN

Commonwealth Bank of Australia – Business figures, core banking transformation
http://www.commbank.com.au/about-us/news/media-releases/2012/120815-commonwealth-bank-of-australia-delivers-a-good-result-in-an-uncertain-environment.aspx
http://www.finextra.com/News/Fullstory.aspx?newsitemid=23982
http://www.commbank.com.au/about-us/news/media-releases/2011/090211-commonwealth-bank-continues-to-invest-for-the-future.aspx
http://www.finextra.com/News/fullstory.aspx?newsitemid=22257

CBA – Albert, Pi
http://www.commbank.com.au/about-us/news/media-releases/2012/120717-commonwealth-bank-to-revolutionise-the-point-of-sale-experience.aspx

CBA – Kaching
http://www.commbank.com.au/about-us/news/media-releases/2012/120705-commbank-kaching-gives-australians-more-ways-to-bank-on-more-smartphones.aspx

CBA – Personal Finance Management
http://www.finextra.com/News/fullstory.aspx?newsitemid=22360

Deutsche Bank
https://www.deutsche-bank.de/medien/de/content/3862_4172.htm
https://www.deutsche-bank.de/medien/de/downloads/Neske_Handelsblatttagung_final.pdf
http://coretechmonitor.com/deutsche-bank-erschliesst-mit-magellan-neue-geschaeftspotentiale/

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Artur Burgardt

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Artur Burgardt ist Managing Partner bei CORE und spezialisiert auf das Management agiler Umsetzungsprojekte in komplexen Kontexten. Als ausgebildeter theoretischer Physiker sammelte er erste Berufs...

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Artur Burgardt ist Managing Partner bei CORE und spezialisiert auf das Management agiler Umsetzungsprojekte in komplexen Kontexten. Als ausgebildeter theoretischer Physiker sammelte er erste Berufserfahrung als Business Analyst bei großen Finanzdienstleistern und erwarb grundlegende Kenntnisse in der Entwicklung von Kernbankensystemen. Dieser Karriereschritt führte ihn zu CORE. Mit seinem umfangreichen Wissen verantwortet Artur neben den Projekten bei Klient:innen das Knowledge Management bei CORE.

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