Verunsicherte Banken – Regulatorik und geänderte Kundenerwartungen als zentrale Herausforderungen

KEY FACTS

  • Adaption neuer regulatorischer Anforderungen im Fokus für Banken

  • Nutzung neuer Technologien zur Erfüllung veränderter Kundenerwartungen für Banken zunehmend wichtig

  • Veränderung des Wettbewerbsumfelds für Banken durch Angebote neuer Wettbewerber

  • Verunsicherung der Banken hoch, Handlungsdruck zunehmend erkannt

  • konkrete Lösungsvorschläge vorrangig von Nichtbanken diskutiert

 

REPORT

Die Verunsicherung der Finanzinstitute ist hoch. Trotz der Post-Krisenumgebung 2013 sehen sich Banken einem wachsenden Handlungsdruck gegenüber. Dieser Druck resultiert einerseits aus der sich verschärfenden Regulatorik, die zwar mehr Sicherheit für Sparer und Anleger gewährleisten will, für Banken jedoch eine erhöhte Unsicherheit mit sich bringt. Der Druck ist andererseits durch das Wachstum von Innovatoren aus dem Non- und Near-Bank-Bereich motiviert. Spieler mit nichts als dem Vertrauen auf das Funktionieren im Kleinen genauso wie Schwergewichte fremder Branchen etwa des Handels und der Telekommunikation adressieren Teile der Wertschöpfungskette der Finanzindustrie und setzen Banken damit unter Druck.

Die diesjährige Handelsblatt-Tagung zum Thema “Banken im Umbruchœ stand ganz im Zeichen dieser Herausforderungen. Ein zentrales Thema der Konferenz war der durch neue Regulierungsvorschriften entstehende Anpassungsdruck, den Banken mit der Einführung von Basel III und EMIR zu bewältigen haben. Die Anpassungen zielen nicht allein auf die Erhöhung von Kapitalrücklagen, sondern zugleich auf die Einführung neuer Reporting-Standards.

Der dafür notwendige Aufbau und die Implementierung von Reoprtingsystemen, die hochgradig detaillierte Informationen aus bisher unzureichend vernetzten Abteilungen in Echtzeit-Reports umsetzen, stellen auch firmenpolitisch eine Herausforderung dar. Mehr als die Hälfte der europäischen Finanzinstitute hat Studien zufolge Schwierigkeiten mit der Einführung komplexer IT-gestützter Echtzeit-Reportingsysteme. Die erforderlichen Maßnahmen binden personelle und finanzielle Ressourcen der Banken. Nicht zuletzt deshalb war ein Topos der Diskussionen, ob diese letztlich durch den Kunden bezahlten Maßnahmen langfristig tatsächlich zur gewünschten Stabilisierung des Marktes und zur höheren Absicherung vor Krisen schützen.

Angesichts des aktuellen Entschlusses zur Fortsetzung der Geldmarkt- und Zinspolitik der amerikanischen Zentralbank FED sowie des anhaltenden Niedrigzinslevels internationaler Märkte wird sich diese Situation für die Banken- und Versicherungswelt in den nächsten Jahren nicht verbessern. Die neuen regulatorischen Vorgaben beschränken den Wettbewerb jedoch nicht nur für Bankinstitute. Auch für Start-ups und kleinere Finanzunternehmen, wovon sich auf der Handelsblatt-Tagung einige präsentierten, stellen die erweiterten Voraussetzungen erhöhte Eintrittsbarrieren in den Bankensektor und Finanzdienstleistungsmarkt dar. In Folge dessen ist es vorstellbar, dass sich in näherer Zukunft kleinere Finanzunternehmen zur Vermeidung explodierender Reporting- und Eigenkapitalanforderungen eher nischenfokussiert weiterentwickeln werden. Unternehmen, die den Markteintritt im Bereich Finanzdienstleistungen planen, wird für das Überwinden der regulatorischen Messlatten deutlich mehr Anlauf abverlangt.

Einer dieser fokussiert arbeitenden Finanzdienstleister stellte sich auf der diesjährigen Handelsblatt Tagung auch persönlich vor. So war mit Raffael Johnen, dem CEO der Peer-2-Peer Kreditplattform Auxmoney, eines der Unternehmen vertreten, das das klassische Einlagen- und Zinsgeschäft der Banken angreift. Auxmoney stellt eine Online-Plattform zur Verfügung, auf der Privatpersonen ihr Kapital Kreditnehmern zur Verfügung stellen können. Nach erfolgreicher Registrierung erfolgt das Einstellen von Kreditgesuchen und das Abgeben von Finanzierungsgeboten vollständig über die Plattform. Seit seiner Gründung im Jahr 2008 kommt das Unternehmen derzeit auf leicht über 62 Millionen Euro kumuliertes Finanzierungsvolumen.

Online-basierte Plattformen mit einfachen und übersichtlichen Oberflächen treten auch in anderen Bereich in Konkurrenz zum klassischen Bankangebot. Direktbanken, wie die durch Vorstandsvorsitzenden Roland Boekhout vertretene ING-DiBa, erfreuen sich unter preisbewussten, internetaffinen Kunden seit geraumer Zeit spürbaren Zuspruchs. Die Anzahl von Zugriffen auf die Webseiten traditioneller Bankhäuser insbesondere über mobile Endgeräte steigt ebenso dauerhaft. Allerdings sind nach wie vor eine hohe Anzahl von Webseiten von Banken nicht für den Zugriff mobiler Endgeräte vorbereitet. Speziell für den Online- und mobilen Kanal angepasste Kommunikationskonzepte fehlen. Im Ergebnis steht ein selbst für institutstreue Kunden wenig befriedigendes Angebot, das in Ausschnitten von Nischenanbieter adressiert wird.

Jedoch steht auch ein traditionelles universelles, hochpreisiges Bankgeschäft nicht per se im Widerspruch zu einer modernen, technologie- und internetaffinen Kundschaft. Wie Uwe Fröhlich, Präsident des BVR, betonte, komme es darauf an, das Kundensegment in spezifischer und effizienter Weise anzusprechen und ihnen in Verbindung mit persönlicher Beratung vor Ort ein umfassendes Banking-Angebot zu unterbreiten. Genau darin liege die Differenzierung gegenüber Direktbanken und fokussierten Finanzdienstleistern.

Der zukünftige Anspruch an Erfolg liegt bei allen Marktteilnehmern gleichermaßen in der effizienten Vernetzung, dem kosteneffizienten Reporting und der kundenorientierten Präsentation des Angebots, dessen IT-basierte Entwicklung für viele Banken aufgrund ihrer Technologiebasis eine große Herausforderung ist. Ein zentraler Faktor, damit Banken ihre gegenwärtige Verunsicherung aus eigener Kraft überwinden können, liegt daher in der Annahme der Herausforderungen und der strategischen Ausrichtung auf die in der Technologie gelegenen Potentiale.

QUELLEN

Handelsblattportal on “Banks in Upheaval” Conference
http://www.banken-im-umbruch.de/

Study: Europe’s banks underestimate data management – Regulation creates IT problems for banks
http://www.finance-magazin.de/maerkte-wirtschaft/banken/regulierung-bereitet-banken-it-probleme/

Auxmoney – Market place statistics
https://www.auxmoney.com/statistiken/overview.php

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Artur Burgardt

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Artur Burgardt ist Managing Partner bei CORE und spezialisiert auf das Management agiler Umsetzungsprojekte in komplexen Kontexten. Als ausgebildeter theoretischer Physiker sammelte er erste Berufs...

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Artur Burgardt ist Managing Partner bei CORE und spezialisiert auf das Management agiler Umsetzungsprojekte in komplexen Kontexten. Als ausgebildeter theoretischer Physiker sammelte er erste Berufserfahrung als Business Analyst bei großen Finanzdienstleistern und erwarb grundlegende Kenntnisse in der Entwicklung von Kernbankensystemen. Dieser Karriereschritt führte ihn zu CORE. Mit seinem umfangreichen Wissen verantwortet Artur neben den Projekten bei Klient:innen das Knowledge Management bei CORE.

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