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Warum Square nicht gleich Square ist – und Starbucks deshalb mit Square kooperiert

KEY FACTS

  • Partnerschaft zwischen Square und Starbucks

  • Starbucks integriert „Pay with Square“ sowie die Zahlungsabwicklung über Square in seinen 7.000 US-Filialen

  • Im Rahmen einer größeren Finanzierungsrunde (etwa 200 Mio. $) für Square investiert Starbucks 25 Mio. $ und wird Mitglied im Vorstand von Square

  • Kostenvorteile durch neue, flexible Technologie

  • Kartenloses Zahlen wird zunehmend Realität, Square sichert sich entscheidende Marktanteile

REPORT

Die Partnerschaft zwischen Square und Starbucks schlägt hohe Wellen. Um den Deal in seiner Tragweite verstehen zu können, muss herausgearbeitet werden, um welchen Service von Square genau es bei dieser Kooperation geht. Deshalb ein Beitrag zur Klärung und Einschätzung.

 

Das von Twitter-Mitgründer Jack Dorsey initiierte Square ist im Jahr 2009 mit einem Aufsatz für iOS- und Android-basierte Smartphones und Tablets gestartet, dem „Square Card Reader“. Dieser Dongle ist ein Kartenlesegerät für Kreditkarten mit Magnetstreifen, der Händlern die Möglichkeit bietet, Zahlungen auf ihrem Endgerät entgegenzunehmen, der also den Point of Sale mobil macht. Dieses ursprüngliche Produkt hat Square in einem zweiten Schritt um eine App erweitert, die ein umfangreiches Data Warehousing mitsamt Auswertungsfunktionen bietet, das „Square Register“.

Das dritte und bisher letzte Produkt von Square ist wiederum eine App: „Pay with Square“, mit der sich Square erstmalig direkt an die Zielgruppe der Käufer wendet. Mit der App können Kunden im stationären Handel bezahlen – ohne weitere Zahlungsschritte und ohne das Smartphone vorzuzeigen.

Vor dem Hintergrund der Evolution der Square-Produkte – und damit auch von Square selbst – (Abbildung rechts, Quelle: Square) kann klargestellt werden, worin die Kooperation zwischen Starbucks und Square besteht. Denn der Deal betrifft weder die Einführung des Aufsteck-Kartenlesegeräts in Starbucks-Filialen noch die des Square-Kassensystems, d.h. weder den „Square Card Reader“ noch „Square Register“. Es geht vielmehr um zwei andere Sachverhalte.

Erstens wird Starbucks ebenfalls an „Pay with Square“ teilnehmen, seinen Kunden also ermöglichen, Starbucks-Filialen mittels der App zu lokalisieren und dort zu zahlen. Allerdings unter der Besonderheit, dass die Square-App einen QR-Code auf dem Smartphone ausgibt, mit dem der Kunde an der Kasse bezahlt. Zweitens wird Starbucks all seine Debit- und Kreditkarten-Zahlungsfälle auf dem US-amerikanischen Markt über Square abwickeln.

Diese beiden Sachverhalte zusammengenommen machen das eigentlich Spannende der Kooperation aus. Denn mit ihnen wird deutlich, worin die Vorteile für Starbucks, für Square und für den Kunden liegen.

  • Für Starbucks ist weniger wichtig, sich über Square neue Kundengruppen zu erschließen. Für Starbucks liegt der Vorteil darin, seine Prozesskosten signifikant zu senken. Offensichtlich kann Square hierzu einen Beitrag leisten, weil sie mit neuen Systemen (unter Beteiligung von JPMorgan Chase) agil operieren.

  • Für Square hingegen ist wichtig, mit seinen Services eine kritische Masse an Nutzern zu erreichen, sich damit Marktanteile zu erschließen und so seine Systeme stärker auszulasten. Bemerkenswert ist, wie flexibel Square sich dabei zeigt, indem es seine App unkompliziert auf die Anforderungen von Starbucks hin (QR-Code) maßschneidert. Die hohe Flexibilität ihrer Technologie wird hierbei entscheidend sein.

  • Der Kunde schließlich kann sich – so jedenfalls die Hoffnung – über kürzere Wartezeiten an den Kassen und auf seinen Kaffee freuen. Auf jeden Fall wird für ihn das Zahlen via Smartphone zunehmend zur Realität. Und das heißt, dass er ausgehend von seiner Smartphone-Nutzung seinen Kauf ohne Medienbruch – ohne auf Bargeld oder Karte zu wechseln – tätigen kann.

Die Kooperation zwischen Starbucks und Square zeigt, wie weit der Markt für Finanzdienstleistungen in puncto innovativer Zahlungslösungen vorangeschritten ist. Nachdem Home Depot schon seit Längerem „PayPal Here“ mit großem Erfolg in seinen Filialen eingebunden hat, stellt nun Starbucks seine gesamte Zahlungsabwicklung mit Hilfe von Square um.

Damit wird das kartenlose Zahlen zunehmend Realität. Das ist auch deshalb bemerkenswert, weil im traditionellen, kartenbasierten Geschäft Ressourcen in ganz anderer Weise gebunden werden. Hier beginnen die beteiligten Spieler zu diskutieren, in den USA den Magnetstreifen durch EMV-Chips abzulösen. Dazu wurde jüngst eine Initiative der Smart Card Alliance publik, die die Bildung eines EMV Migration Forums ankündigte.

Währenddessen sichert sich Square wichtige Marktanteile im Feld neuen, kartenlosen Bezahlens. Berücksichtigt man, dass hier der Zahlungsvorgang via Smartphone für den Kunden immer stärker in den Hintergrund rückt, zeigt sich die Brisanz und Wichtigkeit, First Mover zu sein. Square positioniert sich mit der Partnerschaft mit Starbucks als einer der ersten in der neu entstehenden Wertschöpfungskette kartenlosen Zahlens.

QUELLEN

Partnerschaft zwischen Starbucks und Square
https://squareup.com/news/releases/2012/square-starbucks
https://squareup.com/letters/onward
http://techcrunch.com/tag/square/

Analyse der Kosteneffizienz
http://www.nytimes.com/2012/08/10/technology/the-campaign-to-digitize-your-wallet-is-intensifying.html?_r=3
http://online.wsj.com/article/SB10000872396390444423704577575803898185594.html

EMV Migration Forum
http://www.smartcardalliance.org/articles/2012/07/31/cross-industry-emv-coalition-created-to-support-move-to-chip-based-payments-in-the-u-s

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Artur Burgardt

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Artur Burgardt ist Managing Partner bei CORE und spezialisiert auf das Management agiler Umsetzungsprojekte in komplexen Kontexten. Als ausgebildeter theoretischer Physiker sammelte er erste Berufs...

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Artur Burgardt ist Managing Partner bei CORE und spezialisiert auf das Management agiler Umsetzungsprojekte in komplexen Kontexten. Als ausgebildeter theoretischer Physiker sammelte er erste Berufserfahrung als Business Analyst bei großen Finanzdienstleistern und erwarb grundlegende Kenntnisse in der Entwicklung von Kernbankensystemen. Dieser Karriereschritt führte ihn zu CORE. Mit seinem umfangreichen Wissen verantwortet Artur neben den Projekten bei Klient:innen das Knowledge Management bei CORE.

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