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Holpriger Ausbau der Infrastruktur für NFC-Technologie

KEY FACTS

  • Ausbau der Infrastruktur für NFC-Technologie mit Problemen

  • NFC-Smartphone-Zahlungsmöglichkeit bei den Olympischen Spielen in London verschoben

  • Weitere Pilotprojekte in verschiedenen Bereichen neben dem mobile Payment

  • PayPal baut auf traditionellem Ökosystem auf und peilt mittelständisch strukturierte Unternehmen an

REPORT

Die Near Field Communication ist eine vielversprechende Technologie. Ihre weitere Entwicklung und die Erschließung neuer Anwendungsmöglichkeiten über das kontaktlose Bezahlen hinaus ist dabei weniger von technologischen als von infrastrukturellen Problemen abhängig. Das zeigt sich jetzt darin, dass sie nicht wie geplant zu den Olympischen Sommerspielen in London im öffentlichen Personennahverkehr eingeführt werden kann. Statt dessen gibt es weitere Pilotprojekte verschiedener Kooperationen. Von dieser holprigen Entwicklung profitieren derzeit andere Anbieter wie PayPal, die auf dem traditionellen Ökosystem aufbauen und sich weitere Zielgruppen erschließen.

Transport for London, die Dachorganisation der Verkehrsmittel in London, hat die Einführung von NFC als kontaktloser Zahlungsmöglichkeit verschoben. Statt wie angekündigt zu den Olympischen Sommerspielen im Juli 2012 wird die Technologie erst 2013 verfügbar sein. Als Ursache wird die Komplexität der Infrastruktur angeführt. So müssen verschiedene Applikationen für unterschiedliche Systeme – EMV- und Oyster-Karten sowie ITSO – integriert werden, um das System flächendeckend und für unterschiedliche Zielgruppen anbieten zu können. Dennoch hält man am Ziel fest, das Zahlen über NFC und NFC-Smartphones für den Nahverkehr in London einzuführen – allerdings erst 2013.

Was den Produktivbetrieb angeht, befindet sich NFC demnach noch immer im Stadium des Infrastrukturaufbaus. Dagegen sind mehrere Pilotprojekte angekündigt, NFC in einzelnen Regionen mit bestimmten Zielgruppen für einzelne Funktionen zu testen. Für eine Bezahlmöglichkeit via NFC-Smartphones haben sich Orange und Stagecoach, ein Verkehrsanbieter in der Region um Cambridge, zusammengetan. Mit Oranges Quick Tap können 40 Kunden Wochen-, Monats- und unbefristete Tickets online erwerben und mit ihren NFC-Smartphones aktivieren. Die Tickets werden dann automatisch auf die SIM-Karte des Smartphones geladen.

Isis, das US-amerikanische Joint Venture von AT&T, T-Mobile und Verizon Wireless, hat den Start seiner Pilotprojekte in Austin und Salt Lake City konkretisiert. Es veröffentlichte eine Händlerliste mit knapp über 50 Händlern, die an etwa 300 Orten initial am Programm teilnehmen wollen. Dabei ist allerdings offengeblieben, ob die Händler ausschließlich die Bezahl-Funktion der Isis-NFC-Wallet anbieten werden oder ob sie auch die darüber hinausgehende Funktionalität von Geschenkkarten und Gutscheinen nutzen wollen.

In Frankreich startet ein Pilotprojekt am Regionalflughafen in Toulouse-Blagnac. Es wird von Orange, dem Blackberry-Hersteller Research in Motion und der großen Fluggesellschaften gehörenden Service- und IT-Agentur SITA verantwortet. Sie bieten 50 ausgewählten Kunden an, über ihre NFC-Smartphones Zugang zu bestimmten Bereichen des Flughafens zu erhalten. Zwar werden nicht Flugtickets selbst darüber erhältlich sein, aber die Kunden bekommen vom Parkplatz bis zur Lounge einen schnelleren Zugang. Außerdem werden sie über ihre individuellen Flugpläne per Update auf ihren Smartphones informiert, sobald sie via NFC im System registriert sind.

Gegenüber der NFC-Technologie platziert PayPal sein PayPal Here erfolgreich am Markt und wächst rasant. Nachdem zunächst Home Depot als Partner fungierte und seine PayPal Here-Integration innerhalb von zwei Monaten von fünf auf über 2.000 angeschlossene Filialen erweitert hatte, hat das Unternehmen jüngst 15 weitere US-amerikanische Ketten für seine Lösung gewonnen, unter ihnen Abercrombie & Fitch, Barnes & Noble und Toys“R“Us. PayPal will sich nun strategisch an mittelständisch aufgestellte Händler wenden und entweder deren Systeme erweitern oder neue Zielgruppen erschließen. Die Partnerschaft zwischen PayPal und der Berliner Tochter der Agentur SinnerSchrader Mobile, die auf mobile Websites und Apps spezialisiert ist, weist ebenfalls in diese Richtung.

Diese Meldungen deuten an, dass NFC derzeit noch im Stadium des Aufbaus der dafür notwendigen Infrastruktur ist. Während die daran beteiligten Unternehmen hohe Investitionskosten tragen müssen, können Anbieter profitieren, die mobile Lösungen innerhalb des bestehenden Ökosystems offerieren. In einer neuen Studie geht auch Gartner davon aus, dass NFC bis 2015/16 brauchen und zudem verstärkte Bemü­hungen der beteiligten Gruppen benötigen wird. Ob bis dahin anderweitige Lösungen eine Marktdurchdringung erreicht haben werden, die es der NFC-Technologie zusätzlich erschweren, sich zu etablieren, ist eine durchaus spannende Frage.

QUELLEN

NFC Technology

http://nfctimes.com/news/transport-london-cites-complexities-missing-olympics-deadline-open-loop-fare-payment

http://nfctimes.com/news/uk-bus-operator-trial-nfc-tickets-orange-uk

http://nfctimes.com/news/isis-names-first-set-merchants-two-city-trial

http://nfctimes.com/news/nfc-trial-french-airport-test-sim-based-security-passes

PayPal Here

https://www.thepaypalblog.com/2012/05/next-steps-in-retail/

http://www.sinnerschrader.com/press/paypal-und-sinnerschrader-mobile-fordern-m-commerce/

Gartner Analysis

http://www.gartner.com/it/page.jsp?id=2028315

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Artur Burgardt

Artur Burgardt
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Artur Burgardt ist Managing Partner bei CORE und spezialisiert auf das Management agiler Umsetzungsprojekte in komplexen Kontexten. Als ausgebildeter theoretischer Physiker sammelte er erste Berufs...

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Artur Burgardt ist Managing Partner bei CORE und spezialisiert auf das Management agiler Umsetzungsprojekte in komplexen Kontexten. Als ausgebildeter theoretischer Physiker sammelte er erste Berufserfahrung als Business Analyst bei großen Finanzdienstleistern und erwarb grundlegende Kenntnisse in der Entwicklung von Kernbankensystemen. Dieser Karriereschritt führte ihn zu CORE. Mit seinem umfangreichen Wissen verantwortet Artur neben den Projekten bei Klient:innen das Knowledge Management bei CORE.

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