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Personal Finance Management: Service-Angebot der Banken oder unabhängiger Banking-Service?

KEY FACTS

  • Personal Finance Management (PFM) als eigenständiger Banking-Service etabliert

  • Am Markt verfügbare Lösungen reagieren auf neuen Bedarf und erschließen Kunden Handlungsoptionen

  • Erweiterung der Wertschöpfungskette um den Faktor transparenter Informationsmöglichkeiten

  • Integration eines emanzipierteren Kunden-Selbstverständnisses als innovative Struktur von Banking-Services

  • Ausbau von PFM-Tools zu vollwertigen Banking-Angeboten

 

REPORT

An den Innovationen im Bereich Personal Finance Management (PFM) zeigt sich stellvertretend der Wandel, den das klassische Service-Angebot von Banken derzeit durchlebt. Während für Banken – und auch für viele Kunden – der Kontoauszug archetypisch zu sein scheint, haben innovative Produkte längst begonnen, das Potential der digitalen Aufbereitung von Informationen auszuloten. Sie ermöglichen es dem Nutzer, seine Finanzen zu überblicken, zu verwalten und zu steuern; sie realisieren technologisch Machbares und reagieren damit auf veränderte Anforderungen auf Kundenseite; sie integrieren ein gewandeltes Selbstverständnis des Kunden und erweitern die klassische Wertschöpfungskette um den Faktor nicht nur der Information, sondern der Möglichkeit für den Kunden, sich Informationen zusammenzustellen. Sie vollziehen damit den Wandel von einem Service-Angebot durch Banken zu Banking-Services.

 

Abbildung 1: PFM-Anbieter nach Regionen

Eines der bekanntesten Angebote ist das seit 2005 in den USA und Kanada verfügbare „Mint“, das sich mit mehr als 10 Mio. Kunden als feste Größe etabliert hat. „HelloWallet“, „Buxfer“, „mvelopes“ bieten ähnliche Services in den USA für Endkunden, während sich „Geezeo“ und „Yodlee“ mit White Label-Lösungen an Finanzinstitute richten. In Südafrika bietet „22seven“ ein PFM-Angebot, das auf „Yodlee“ basiert. Im deutschen Markt adressieren z. B. „OutBank“ und „iOutBank“, „finanzblick“, „S-Banking“ und „MoneyMoney“ den Bereich PFM. White Label-Lösungen für den europäischen Raum bieten das isländische „Meniga“ und die schweizerische „Crealogix“, die mit „Meniga“ zusammenarbeitet (Übersicht Abb. 1).

Die Konzepte im Bereich PFM lassen sich nach ihrem Funktionsumfang unterscheiden.

  • Als Basisfunktion aggregieren die Produkte die Finanz- und Transaktionsdaten des Nutzers und stellen sie ihm grafisch aufbereitet zur Verfügung. Die Aufbereitung nach Einnahmen und Ausgaben gehört ebenso zum Standard wie die Verfügbarkeit für sämtliche Endgerätetypen.

  • Darüber hinaus integrieren Tools verschiedene Transaktionsoptionen wie Überweisungen sowie erweiterte Kategorisierungsoptionen, um beispielsweise Sparziele zu definieren.

  • Schließlich bieten einige Tools Implementierungsoptionen in anderen Umgebungen, um beispielsweise Zahlungen im Online-Bereich bequem tätigen zu können.

 

Abbildung 2: Ausgabemöglichkeiten durch PFM-Tools

Für die meisten Kunden und Nutzer stellen diese PFM-Tools ein Novum dar, das nicht nur eine technologische Innovation realisiert, sondern auf einen handfesten Bedarf trifft. So ist es in Ländern und Kulturen, deren Konsum stärker auf Kredit basiert, alles andere als trivial, sich einen konsolidierten Überblick über die eigene finanzielle Lage zu verschaffen. Eine Vereinfachung dieser Situation ist angesichts der zu erwartenden Vervielfältigung der Bezahlmöglichkeiten durch neue Technologien wie NFC und Wallets unwahrscheinlich. Es besteht daher ein den Zahlungs- und Finanzierungsmöglichkeiten komplementärer Bedarf an Werkzeugen, die dem Kunden einen Überblick über seine finanzielle Lage verschaffen. Dieser Bedarf wird von Banken bisher nicht mit der gleichen Konsequenz verfolgt wie das Angebot neuer Zahlungsoptionen.

An dieser Stelle setzen Anbieter mit innovativen Konzepten an und erweitern die Wertschöpfungskette traditioneller Banken-Angebote. Sie aggregieren die Finanz- und Transaktionsdaten eines Kunden über die Grenzen von Finanzinstituten hinweg, sie bereiten die Informationen grafisch auf, ermöglichen dem Kunden die Kategorisierung nach spezifischen Einnahmen und Ausgaben mitsamt der Definition von Sparzielen und bieten teilweise Informationen zu Umschuldungsmöglichkeiten.

Die Produkte vollziehen damit einen Paradigmenwechsel, der sich insbesondere in der Art zeigt, wie der Kunde adressiert wird. Er wird aktiv in die Bereitstellung der Informationen einbezogen, um daraus neue Erkenntnisse zu gewinnen und auf dieser Basis zu handeln. Die Produkte informieren nicht nur, sie befähigen den Kunden zu einem informierten und unabhängigen Handeln.

In jüngster Zeit markieren die in den Markt drängenden Konzepte eine neue Stufe der Entwicklung. Sie stellen das persönliche Finanzmanagement ins Zentrum der Kundenerfahrung, formulieren von hier aus jedoch umfassende Banking-Angebote mitsamt Kontoführung und Zahlungsfunktionalität. Damit zeichnen sich für die zukünftige Entwicklung im Bereich PFM drei Möglichkeiten ab.

  • Eigenständige, bankenunabhängige Tools bieten Speziallösungen für das Personal Finance Management.

  • Banken integrieren das Personal Finance Management in ihre Services. Dafür könnte sprechen, dass Banken mit Blick auf Sicherheit und Datenschutz ein hohes Vertrauen bei den Kunden genießen. Das „E-Cockpit“ der Schweizer PostFinance ist ein solches Instrument, das in engem Dialog mit Kunden entwickelt wird.

  • Neue Banking-Konzepte stellen das Personal Finance Management ins Zentrum, kombinieren dies mit der Kontoführung und Bezahlmöglichkeiten und entwickeln daraus ein vollwertiges Banking-Angebot. Die US-amerikanischen Banken „Simple“ und „movenbank“ sind Beispiele für dieses Vorgehen.

Diese neue Stufe der Entwicklung, wie sie innovative Banking-Konzepte realisieren, bietet etablierten Banken eine echte Chance. Sie können ihr technologisches Potential nutzen und im Austausch mit ihren Kunden einen innovativen Service aufbauen, um das veränderte Kunden-Selbstverständnis zu reflektieren und zu integrieren. Aber egal, ob es die Banken oder andere Anbieter sein werden, die sich durchsetzen – durch die Optionen, die ihm das Personal Finance Management bietet, ist der Kunde in jedem Fall Gewinner der innovativen Entwicklungen.

QUELLEN

Information + Interviews
http://blog.volksbank-buehl.de/2012/10/13/brett-king-im-interview-banking-longer-place-go-do/
http://blog.volksbank-buehl.de/2012/04/13/personal-finance-management-interview-mit-armin-brun-uber-das-e-cockpit-von-postfinance/
http://paymentandbanking.com/personal-finance-management-losung-der-banken-oder-kommt-ein-dritter/

Mint
http://www.mint.com

HelloWallet
http://www.hellowallet.com

Buxfer
http://www.buxfer.com

mvelopes
http://www.mvelopes.com

Geezeo
http://www.gezeeo.com

Yodlee
http://www.yodlee.com

22seven
http://www.22seven.com

(i)OutBank
http://www.outbank.de

finanzblick
http://www.finanzblick.de

S-Banking
http://www.starmoney.de/index.php?id=s-banking-iphone

MoneyMoney
http://www.moneymoney-app.com

Meniga
http://www.meniga.de

Crealogix
http://www.crealogix.com/produkte/banking-produkte/e-banking/personal-finance-management/

E-Cockpit
https://www.postfinance.ch/de/priv/prod/eserv/cockpit/offer.html

Simple
http://www.simple.com

movenbank
http://www.movenbank.com

Strands finance
http://spf.strands.com

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Artur Burgardt

Artur Burgardt
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Artur Burgardt ist Managing Partner bei CORE und spezialisiert auf das Management agiler Umsetzungsprojekte in komplexen Kontexten. Als ausgebildeter theoretischer Physiker sammelte er erste Berufs...

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Artur Burgardt ist Managing Partner bei CORE und spezialisiert auf das Management agiler Umsetzungsprojekte in komplexen Kontexten. Als ausgebildeter theoretischer Physiker sammelte er erste Berufserfahrung als Business Analyst bei großen Finanzdienstleistern und erwarb grundlegende Kenntnisse in der Entwicklung von Kernbankensystemen. Dieser Karriereschritt führte ihn zu CORE. Mit seinem umfangreichen Wissen verantwortet Artur neben den Projekten bei Klient:innen das Knowledge Management bei CORE.

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