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White Label-Konzepte im Markt für innovative Finanzdienstleistungen

KEY FACTS

  • Steigende Zahl von White Label-Produkten im Markt für innovative Finanzdienstleistungen

  • Reifegrad der Entwicklungen nimmt mit Spezialisierung der Produkte zu

  • Standardisierung und Markendifferenzierung durch White Labelling

  • Integration von Innovationen in umfassendere Wertschöpfungsketten

  • Potential zur Verbindung von Standards mit differenzierter Markenstrategie

REPORT

Im Markt für innovative Finanzdienstleistungen treten verstärkt Angebote in Form von White Label-Konzepten auf. Das ist zunächst Zeichen eines fortschreitenden Reifegrads der Entwicklungen im Sinne der Konvergenz von traditionellen und innovativen Banking-Angeboten. Zudem ergeben sich für etablierte Anbieter von Banking-Services Optionen, Innovationen unkompliziert in ihr Produktportfolio zu integrieren; dazu bedarf es allerdings einer differenzierten Markenstrategie.

 

Abbildung: Konzeptionelle Darstellung der Label- gegenüber der White Label-Produktion

Das White Labelling ist besonders aus der produzierenden Industrie bekannt: Produkte werden nicht oder nicht allein unter einer bestimmten Marke, sondern als weiße Marke („white label“) angeboten. Das erlaubt es anderen Anbietern, die Produkte fremder Hersteller zu „labeln“, unter ihrer eigenen Marke zu vertreiben und damit sowohl die eigene Wertschöpfungskette zu erweitern als auch den eigenen Brand zu stärken (Abb.).

Das Konzept des White Labellings steht daher in Zusammenhang mit industriell standardisierten Herstellungsverfahren einerseits und auf spezifischen Brands basierenden Marketing- und Vertriebsmethoden andererseits. So können beispielsweise in der Nahrungsmittelindustrie Überproduktionen abverkauft, Produktionskapazitäten ausgelastet oder Hausmarken zu einem eigenständigen Marktauftritt aufgebaut werden. In letzterem Fall spricht man von „Private Label“-Ansätzen. In anderen, vormals mono- oder oligopolartig organisierten Märkten, etwa dem Energiesektor, kommt die Deregulierung als Faktor hinzu. Ohne in den Aufbau der Produktion oder die Expertise etwa der Regulatorik zu investieren, können auch branchenfremde Spieler White Label-Produkte über ihr Vertriebsnetz in Verbindung mit ihrer Marke am Markt platzieren. Das Kalkül lautet, neue Märkte und Kundengruppen bei geringen Investitionskosten und gleichzeitiger Optimierung der Vertriebsnetz-Auslastung zu erschließen.

Angestoßen von den innovativen Entwicklungen treten in letzter Zeit White Label-Konzepte auch im Markt für Finanzdienstleistungen auf, zwar mit unterschiedlichen Schwerpunkten in einzelnen Segmenten, insgesamt aber doch signifikant:

  • Im Segment Asset Management konzentrieren sich etwa „Rolotec“ und „TeleTrader“ darauf, Börseninformationen zu aggregieren; „Admiral Markets“ bietet eine Trading-Plattform für den Forex-Handel und mit CFDs; die “FXdirekt Bank” – derzeit wegen ihrer Praktiken kritisiert – offeriert eine FX Trading-Plattform mit verschiedenen Service-Levels.

  • Im Bereich Lending Operations bietet „startnext“ seine Crowd Funding-Plattform auch als White Label-Lösung an; „Hypoport” bietet mit „EUROPACE” eine Plattform mit Fokus Finanzierungsoptionen an, die beispielsweise von “AWD” genutzt wird.

  • Im Segment Personal Finance Management sind „Meniga“ und „Strands Finance“ Services, die bereits von etablierten Instituten eingesetzt werden.

  • Im Bereich Payment Transactions schließlich ist die White Label-Produktpalette am breitesten gefächert. „Wirecard“ bietet einen mobilen Card Reader und eine Mobile Wallet; „BOKU“ offeriert ebenfalls eine Wallet; „TrustCash“ und „SQWALLET“ bieten unterschiedliche Methoden für den Online Checkout. „LevelUp” richtet sich mit ihrer Mobile Payment-App an Unternehmen, die eine Bezahlfunktion per App aufbauen oder ihre App um diese Funktion erweitern wollen. Die „Bancorp Bank“ bietet mit der Kontoführung und der Abwicklung des Zahlungsverkehrs eine White Label-Lösung für den gesamten Bankenauftritt, wie ihn beispielsweise „Simple“ realisiert.

Das White Labelling der Produkte indiziert zunächst den höheren Reifegrad der innovativen Entwicklungen. Sie treten nicht mehr als Services einer bestimmten Marke auf, sondern bieten durch ihre Standardisierung die Option, im Rahmen beliebiger Marken mit weiteren Services kombiniert zu werden. In diesem höheren Reifegrad spiegelt sich allerdings auch wider, dass viele der Lösungen gerade im technologisch innovativen Bereich eine spezielle Funktionalität realisieren. Diese ist auf ein umfassenderes Ökosystem angewiesen, das von den Anbietern selbst nicht dargestellt werden kann. Die Wertschöpfung ist von der Implementierung der Funktion in eine weitergehende Wertschöpfungskette abhängig.

An dieser Stelle können etablierte Banken ansetzen und die Produkte und Services integrieren. Der Nachteil dieses Vorgehens besteht darin, damit keine singuläre, von Wettbewerbern differenzierende Funktionalität zu realisieren. Dem steht der Vorteil gegenüber, ein Produkt ohne Erhöhung der Fertigungstiefe in eine bestehende Wertschöpfungskette zu implementieren und das eigene Vertriebsnetz für den Marktauftritt nutzen zu können.

Um diese Potentiale zu nutzen, ist die Integration der Produkte allerdings mit einer differenzierten Markenstrategie zu koppeln, die gegebenenfalls eine höhere Markendiversifizierung nötig macht. Hier spielen Überlegungen zur Zielgruppe genauso eine Rolle wie die Faktoren eines möglicherweise notwendigen bankunabhängigen Image oder die markenspezifische Verbindung eines Standardprodukts mit additiven Services.

Mit den White Label-Konzepten bieten sich für etablierte Anbieter im Markt für Finanzdienstleistungen verschiedene Möglichkeiten, Innovationen zu integrieren. Dort, wo die Angreifer aus einem veränderten Selbstverständnis heraus agieren und ihre Konzepte nicht als Gegenentwurf, sondern als Ergänzung traditioneller Banking-Services entwickeln, entstehen Kooperationsmöglichkeiten mit hohen Synergiepotentialen.

QUELLEN

Rolotec
http://www.rolotec.ch

TeleTrader
http://products.teletrader.com/index.php?id=3619

Admiral Markets
http://www.admiralmarkets.de/IB/whitelabel

FXdirekt Bank
http://www.fxdirektbank.de/”
http://www.redakteur.eu/?p=159404/
http://www.wiwo.de/finanzen/geldanlage/insider-packen-aus-die-zweifelhaften-geschaefte-der-fxdirekt-bank/7219416.html/

startnext
http://www.startnext.de

Hypoport – EUROPACE
http://www.europace.de/

Meniga
http://www.meniga.de

Strands finance
http://spf.strands.com

Wirecard
http://www.wirecard.de

BOKU
http://www.boku.com

TrustCash
http://www.trustcash.com/
http://www.reuters.com/article/2010/03/24/idUS206514+24-Mar-2010+MW20100324

SQWALLET
http://www.sqwallet.de/geschaeftskunden/die-zielgruppen/zahlungsdienstleister-e-commerce/

LevelUp
https://www.thelevelup.com/white-label/
http://www.fastcompany.com/3001596/levelups-new-white-label-service-lets-businesses-build-custom-payment-apps-bolster-brand/

Bancorp Bank
http://www.thebancorp.com/

Simple
http://www.simple.com

 

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Artur Burgardt

Artur Burgardt
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Artur Burgardt ist Managing Partner bei CORE und spezialisiert auf das Management agiler Umsetzungsprojekte in komplexen Kontexten. Als ausgebildeter theoretischer Physiker sammelte er erste Berufs...

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Artur Burgardt ist Managing Partner bei CORE und spezialisiert auf das Management agiler Umsetzungsprojekte in komplexen Kontexten. Als ausgebildeter theoretischer Physiker sammelte er erste Berufserfahrung als Business Analyst bei großen Finanzdienstleistern und erwarb grundlegende Kenntnisse in der Entwicklung von Kernbankensystemen. Dieser Karriereschritt führte ihn zu CORE. Mit seinem umfangreichen Wissen verantwortet Artur neben den Projekten bei Klient:innen das Knowledge Management bei CORE.

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